Für eine Studie an der Uni Leipzig wurden 2013 Menschen gesucht, deren Väter zu den Alliierten gehörten: Besatzungskinder. Daraus entstand ein kleiner Kreis Betroffener mit sowjetischen Vätern. Die meisten von uns verdanken ihr Leben einer Liebesbeziehung, einige aber auch einer Gewalttat.
Wir trafen uns erstmalig im März 2014. Ein Ziel war es, an die Öffentlichkeit zu gehen. Dazu soll diese Website dienen.
Einige von uns haben ihre Herkunftsgeschichte aufgeschrieben.
Im Buch
"Distelblüten - Russenkinder in Deutschland"
sind sie veröffentlicht.
Wir Mitglieder der Leipziger Gruppe haben uns entschlossen, nicht als Verein, sondern als offene Gruppe zu agieren und für alle Russenkinder offen zu sein, die mit uns Kontakt aufnehmen möchten.
Dazu möchten wir euch Russenkinder in Deutschland ermutigen.
Manche haben noch nicht den Mut gefunden, aus dem Schatten zu treten.
Unser zehnjähriges Bestehen haben wir im April 2024 begangen. Dabei ist ein neuer Text entstanden. Mehr dazu ...
Am 11. Oktober 2022 fand in London im Barbican Centre die
Filmpremiere zu "The Wound is Where the Light Enters" statt.
Fünfzehn junge Menschen aus Uganda - Born of War" zeigen in einer Tanzperformance, wie sie mit ihrem Schicksal umgehen
9. November 2024
20.15
auf ZDF Info
Es werden drei Folgen einer Dokumentation gesendet. In Folge Einshaben wir auch einen Beitrag.
Seit Januar 2024 sind wir bei
Grace International
War Affected Communities, London
vertreten. Zur Website.
Mit großer Betrübnis betrachte ich die Ereignisse in der Ukraine. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass so etwas nach dem Zweiten Weltkrieg noch sein könnte.
Allerdings war ich blind für die Kriege der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Auch da ging es nicht um das Wohl der Menschen, sondern um Macht und Wirtschaft.
Winfried 15. Mai 2022
June 30, 2021 A new article, see more.
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to a piece of WW One, a pot of copper.
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Es erreichen uns Anfragen aus Russland, wo seitens russischer Familien gesucht wird.
Oktober 2021
Gesucht wird das Kind von
Starikov Alexander Petrovich, geb 1926
Die Mutter heißt Gertude und lebte in Berlin
Zwei andere Suchen waren nach sehr kurzer Zeit erfolgreich.
Projekt „trotzdem da!“ an der Gedenkstätte Lager Sandbostel
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren freundschaftliche und intime Kontakte zwischen Deutschen und ausländischen Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen streng verboten. Doch sie sind trotzdem da! – Kinder, die aus freiwilligen oder auch erzwungenen Kontakten dieser Art hervorgegangen sind. Die Geschichten dieser Kinder und ihrer Eltern wurden lange tabuisiert, sind wissenschaftlich kaum erforscht und haben bislang wenig Raum in der Erinnerungskultur. Wir wollen das ändern!
Anfang des Jahres startete an der Gedenkstätte Lager Sandbostel ein neues Forschungs- und Ausstellungsprojekt, das von der Stiftung EVZ gefördert wird.
Der Überfall auf die Sowjetunion ist nun 80 Jahre her. Der Bundespräsident Steinmeier besuchte deswegen das Lager Sandbostel, in dem viele Kriegsgefangenen umkamen. Dort traf er auch mit Katharina zusammen.
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Grafik Distelblüten Knut Weise Breda NL
Unser Künstler, Knut Weise NL, stellt sich auf seiner Website vor. Mehr ...
4.12.19
Wars don’t end - Kriege enden nicht - auch nicht 78 Jahre später
Es ist gut, wenn wir uns nach 78 Jahren an das Ende des Krieges erinnern mit seinem Schrecken und den vielen Opfern.
Seit biblischen Zeiten wird eine Gruppe vergessen: Frauen und Kinder des Feindes.
In allen Kriegen, von der Antike bis in die heutigen Tage, gehören Frauen zur Beute von siegreichen Soldaten, nicht nur als Beute, sondern auch als Geliebte. Aus diesen Verbindungen gehen Kinder hervor: - Kinder, die in der Geschichtsschreibung vergessen werden.
Als die Wehrmachtssoldaten weite Teile Europas besetzten, hatten sie Freundinnen und Kinder. In Norwegen und Dänemark waren solche Beziehungen von den Nazis sogar ausgesprochen erwünscht.
In Polen und der Sowjetunion verbot der Rassenwahn solche Beziehungen, aber in Gewalt und in Liebe wurden auch dort viele Kinder gezeugt. Diese Kinder des Feindes wurden ignoriert und sie hatten es sehr schwer. Unter Stalin und bis heute wird kaum darüber berichtet.
Und wie sah es aus, als die Alliierten auf Deutschland vorrückten? Bei allen Alliierten gab es Beziehungen zu deutschen Frauen, Vergewaltigungen, aber auch viele Liebesbeziehungen mit Folgen.
Die Mütter mussten sich Diskriminierung gefallen lassen und auch die Kinder erlebten schon früh Mobbing - auch durch staatliche Stellen. Erst 1955 fand man in der Bundesrepublik gesetzliche Regelungen zum Unterhalt.
In Norwegen entschuldigte sich die Regierung erst 2018 bei den Frauen und Kindern, weil auch von staatlicher Seite 1945 und später Misshandlungen stattfanden.
Kinder von alliierten Soldaten haben in Deutschland nicht das Interesse der Öffentlichkeit und erst in letzter Zeit beschäftigt sich die Forschung mit diesen Kindern.
Inzwischen wird sexuelle Gewalt in Kriegen systematisch als Kriegswaffe eingesetzt. Zum Beispiel in Serbien und in arabischen Ländern gehörten Vergewaltigungen zur Demütigung der Zivilbevölkerung. Selbst bei Peacekeeping-Truppen der UN existiert das Problem. In Afrika ist sexuelle Gewalt durch Soldaten an der Tagesordnung.
Ich habe ein Leben lang darüber geschwiegen, dass ich aus einer Vergewaltigung stamme. Erst universitäre Forschung brachte mich in Kontakt mit anderen Kindern des Krieges und so lernte ich mit meinem Schicksal besser umzugehen. Aber ich weiß, dass viele noch mit ihrer Lebensgeschichte hadern.
Als Beispiel nenne ich Anton.
Es gibt viele Antons, Tonis, Antoschas, Antoines auf der Welt
Eigentlich habe ich sieben Väter.
So viele waren es, die über meine Mutter herfielen.
Eigentlich sollten wir - sie und ich - nicht leben.
Der Letzte wollte sie erschießen.
Eigentlich verhinderte dies nur einer der Sieben.
Ich wünsche mir, er ist mein Vater.
Eigentlich kann ich darüber bis heute nicht reden.
Aber es schreit aus mir heraus.
Eigentlich möchte ich Hilfe haben.
Vielleicht rede ich noch. Bevor ich sterbe.
Vielleicht …
Meine Schwägerin Dorothee schrieb mir kurz vor ihrem Tod:
Hallo Winfried,
hast Du wirklich so ein Problem mit dem Verhalten Deines Vaters? Man kann das Verhalten eines Menschen nicht losgelöst von den Umständen bewerten.
Was weißt Du darüber, was er in diesem Krieg schon alles miterlebt und mit erlitten hat? Hunger und Durst und Todesangst, den Anblick schrecklicher Wunden, qualvolles Sterben ohne jede medizinische Versorgung, den Tod von Familienangehörigen und Freunden. Er muss, wie alle Soldaten zu dieser Zeit, stark traumatisiert gewesen sein durch das, was er erlebt hat. Und er war Teil einer Gruppe/Truppe, die ihm Halt gab. In dieser Gruppe wurde vergewaltigt, wie es zu allen Zeiten üblich und akzeptiert war, dass nicht nur der materielle Besitz des Feindes, sondern auch dessen Frauen und Töchter dem Sieger zufielen. Es gibt keinen Krieg, in dem die siegreichen Truppen sich nicht das Recht herausnahmen zu vergewaltigen. So, als sei das eine Art Naturrecht.
Aus der Distanz heraus gesehen ist das abscheulich. Aber wenn man selbst in solch einer entsetzlichen Situation steckt? Könnte nicht jeder von uns in einer entsprechenden Extremsituation zum Mörder werden? So wie jeder Mann zum Vergewaltiger werden kann, ebenfalls in einer Extremsituation. Wer an solch einem brutalen und grausamen und ungerechten Krieg teilnimmt und dabei nicht Schaden an der Seele nimmt, der ist ein Heiliger. Das war Dein Vater sicher nicht. Er war ein Mensch wie Millionen andere. Verzweifelt, verletzt, voll Wut, von Rache angetrieben, nicht mehr Herr seiner Sinne.
In Friedenszeiten war er vielleicht ein liebevoller Ehemann und Vater. Du kannst es nicht wissen. Sicher ist nur, dass der Krieg das Gute im Menschen abtötet. Im Irak, in Afghanistan, überall auf der Welt.
Liebe Grüße Dorothee
Ich wünsche mir, dass in allen Ländern, besonders auch in Russland offen mit der Thematik „Kinder des Krieges“ umgegangen werden kann. Man muss nicht vergessen, aber man kann verzeihen - sich selbst und auch den anderen.
Inzwischen danke ich meinen Eltern: Der Mutter, die mich leben ließ und auch dem Vater, der mich in Gewalt zeugte. Wenn die beiden nicht gewesen wären, könnte ich heute hier nicht stehen, - verzeihen. Ich könnte nicht lieben und geliebt werden.
Deutschland tut sich immer noch schwer, die Leiden der Sowjetunion und den Beitrag zur Befreiung vom Naziregime zu würdigen.
Hier ein Artikel der Berliner Zeitung dazu.
Und leider immer noch aktuell ist ein alter Beitrag zum 22. Juni, mehr ...